Oft wird gesagt, Zeit, das ist jetzt, die Gegenwart. Dieser winzige Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft. Allerdings, in diesem Moment ist ja absolut nichts. Denn entweder ist etwas vergangen oder noch zukünftig.

Im täglichen Leben haben wir jedoch die Zeit in Einheiten gekleidet, die sie scheinbar greifbar werden lassen, nämlich in Minuten, Stunden, Tage, Jahre. Aber was heißt das wirklich? Jeder kennt das, es gibt Stunden, die vergehen wie im Fluge – und es gibt Stunden, die erscheinen unendlich. Einstein hat in der Relativitätstheorie vereinfacht gesagt, dass Zeit = Geschwindigkeit ist. Auch das hilft uns im Alltag nicht weiter, die Zeit zu verstehen und mit ihr vielleicht besser umzugehen. Deshalb hier ein neuer Denkansatz für den Umgang mit der Zeit in unserem Leben.

Diese neue „Formel“ stellt fest, dass Zeit nämlich nicht etwas Eigenes und dadurch Objektives ist, so wie etwa ein Kilogramm oder wie ein Kilometer. Zeit ist nämlich danach nur die Projektionsfläche, auf der wie die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft erkennen können. Auf diese Weise zeigt uns die Zeit nicht eine stabile Maßeinheit an, sondern ausschließlich das Ausmaß unserer Verbundenheit.

Es ist wie bei einem Ton, der besteht auch nicht aus Noten, sondern entsteht in der Verbindung von Schwingungen. Diese können wir dann in Noten aufschreiben, so wie die Uhrzeit. Auf gleiche Weise entsteht Zeit ausschließlich durch die Verbindung von Vergangenem und Zukünftigen. Wenn ich also „Zeit habe“, dann zeigt das ausschließlich die Qualität meiner Verbundenheit an. Ich bin immer nur verbunden mit dem, wofür ich „Zeit habe“. Wenn ich keine Zeit habe, dann signalisiert das: keine Verbundenheit. Auch das, was wir als „Lebenszeit“ bezeichnen, ist demnach nichts anderes als ein Zeichen unserer Verbundenheit mit unserer Biografie. Wenn wir „das Zeitliche segnen“, dann endet diese Verbundenheit – und es gibt keine Zeit mehr. Ich werde in diesem Moment zeitlos.

Für den Alltag können wir daraus eine verblüffend einfache Formel ableiten: Ich habe Zeit, wenn ich verbunden bin. Und ich bin nicht verbunden, wenn ich keine Zeit habe. Wenn du das auf deine persönlichen Erfahrungen überträgst, kommst du zu ziemlich spannenden, allerdings auch oft sehr ernüchternden Erkenntnissen. Menschen oder Dingen, für die ich keine Zeit habe, denen bin ich nicht verbunden.

Auf gleiche Weise zeigt mir die Zeit, mit welchen Menschen und Dingen ich tatsächlich verbunden bin, nämlich jenen, für die ich Zeit habe. Mit dieser Formel kannst du also sehr leicht deine reale Verbundenheit – oder auch deine Nicht-Verbundenheit – messen. Allerdings gilt das auch umgekehrt. Menschen und Dinge, die mir nicht verbunden sind, haben keine Zeit für mich. Das ist vielfach vielleicht eine zunächst nicht sehr angenehme Erkenntnis. Allerdings fallen dadurch viele unserer Illusionen und viel von unserem Wunschdenken in sich zusammen. Letztlich kann diese neuartige Erkenntnis von Zeit jedoch zu einer perfekten Klärung deiner jeweiligen Lebensumstände führen.
Zeit = Verbundenheit.

Gassho
Paul

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