Für Zen-Menschen kommt dieser Herr Zeilinger gerade richtig, auch wenn selbst der Dalai Lama sich mit seinen Erkenntnissen bislang nicht so recht anfreunden kann. Anton Zeilinger beschäftigt sich mit Quantenphysik. Er ist Professor und Nobelpreisträger, vor allem aber ein ganz besonderer Mensch, der gerade dabei ist, die Grenzen der klassischen Wissenschaft zu überwinden. Und damit ist er interessant für die Meditation – vermutlich ohne dass er darüber etwas weiß. Seine revolutionäre Entdeckung in der Quantenphysik ist nämlich, dass es „etwas“ gibt – und gleichzeitig nicht gibt. Das kann man sich so wie ein physikalisches Koan vorstellen.

„Wie klingt das Klatschen der einen Hand?“, ist ein berühmtes Koan in der Zen-Tradition. Die Erkenntnis von Professor Zeilinger ist, vereinfacht gesagt, dass letztlich alles „nur“ Zufall sein dürfte ... Eine solche Erkenntnis ist für alle, die bisher beruflich „Wissen schaffen“, also Wissenschaftler, eine handfeste Provokation.

Denn Zufall heißt: Nicht-Wissen. Ist das das Ende der Naturgesetze?

Diese Erkenntnisse über die Gleichzeitigkeit von Sein und Nicht-Sein lösen vermutlich ein Zeitalter der Geistesentwicklung der Menschheit ab, in dem wir uns über die Unerklärbarkeiten des Universums und unsere Rolle darin entweder mit dem Narrativ eines von einem Gott gesteuerten Universums hinweggetröstet oder sie kurzerhand in die Kategorie „Wissen wir noch nicht“ gepackt haben. Dass es so sein könnte, wie es schon uralte Traditionen als Transzendenz beschrieben haben, konnte oder wollte bisher im wissenschaftlichen Establishment kaum jemand erkennen. Der Begriff „Transzendenz“ ist dabei nur ein Platzhalter für etwas, das sich eben gerade nicht wissenschaftlich beschreiben und logisch erklären lässt. Mit Sicherheit war es nur eine Frage der Zeit, dass Mystik und Spiritualität aus ihrer Rolle des Absonderlichen, ja der Spinnerei, heraustreten. Es sieht so aus, als könnte die Quantenphysik dafür der Beginn sein.

Professor Zeilinger hat allerdings schon angekündigt, dass wir wohl eine Weile brauchen werden, bis wir den Zufall als Standard und die Gleichzeitigkeit von Sein und Nicht-Sein in unserem Bewusstsein verorten können. Wenn es dann gelingt, werden wir wohl auf die konventionelle Wissenschaft von heute zurückblicken, so wie wir auf die Glaubensvorstellungen der alten Ägypter zurückschauen ...

Ein wenig aufregend und beflügelnd finde ich es schon, an der Schwelle zu einem dramatisch neuen und erweiterten Bewusstsein mit dabei zu sein. Um herauszufinden, ob das nicht nur Wunschdenken ist, wird wohl noch viel Meditation erforderlich sein.

Aber jetzt erst einmal: Willkommen in der unendlichen, unlogischen, neuen Welt der Quanten.

Gassho
Paul