Heute Morgen auf dem Bahnsteig grüßte mich eine ältere Frau: „Entschuldigen sie bitte“, sagte sie sehr leise und freundlich, „haben Sie vielleicht etwas Kleingeld für mich?“ Ich sah sie an und habe nur den Kopf geschüttelt. Da ist sie weiter gegangen.

Bestimmt ist es dir auch schon mal so ergangen. Ein ziemlich unangenehmes Dilemma. Ist sie eine von den vielen Betrüger-Bettlern? Oder ist sie wirklich in Not - und ich bin einfach nur lieblos, kalt?

‚Make love great again‘ klingt da wie eine schöne Illusion aus den guten alten Hippie-Tagen. Und so ist es wohl auch. ... Denn wie willst du eine große Liebe herstellen? Eine „normale“ Liebe im Alltag ist doch schon komplex genug …
Warum ist das so kompliziert mit der Liebe? Letztlich meint Liebe ja „Verbundenheit“ - und zwar in ihrer intensivsten Form.

Wenn ich wirklich innig mit jemandem verbunden bin, dann nenne ich das Liebe. Nun gibt es eine interessante Wechselwirkung bei inniger Liebe: je größer die Liebe, desto mehr die Selbstaufgabe und damit letztlich der Verlust der Freiheit.

Zwischen enger Verbundenheit und weiter Freiheit verhält es sich wie zwischen Nordpol und Südpol. Unsere Aufgabe im Leben ist es demnach, die natürliche Spannung zwischen diesen beiden Polen zu nutzen für die eigene innere Dynamik - ohne dabei einem der beiden Pole zu nahe zu kommen.

Vielleicht sagst du jetzt, aha, so will er sich aus der Story mit der Bettlerin heraus erklären? Ja, genau das will ich. Nicht als Entschuldigung, sondern als Versuch, etwas Lebenspraktisches daraus zu lernen. Nämlich, dass ich verbunden sein kann, ohne etwas tun zu müssen. Denn das wäre Unfreiheit. Und in meinem Fall kann ich sagen, ich war der „Bettlerin“ in diesem Moment verbunden. Aber ich wusste auch, dass ich in diesem gleichen Moment nichts geben musste.

Bei einer kleinen Pause mit Entspannungsmusik von healing formula in der App empfehle ich dir, diese Gedanken nachklingen lassen.

Gassho & Herzlich
Paul

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